Schlamm, Tempo, Adrenalin, Sabber und Spitzensportler: Die Wettkampfsaison des Schlittenhundesports auf schneefreiem Gelände gipfelt vom 23. bis 27.10.2019 in Nybro, Schweden, bei der IFFS-Weltmeisterschaft.
Es gibt über 400 Teilnehmer aus fast 30 verschiedenen Ländern weltweit. Eine der Sportlerinnen, die Finnland vertreten, ist Tanja Ignatius, die mit Traildog Finland zusammenarbeitet und deren Hauptdisziplin Bikejöring ist. Wir haben sie ein wenig zu den Vorbereitungen und Erwartungen für die WM befragt.
Team: Tanja Ignatius & Bambi
Tanja ist 23 Jahre alt und Studentin aus Helsinki. Sie betreibt seit 11 Jahren Schlittenhundesport, und Bikejöring wurde bereits 2012 zu ihrer festen Disziplin. Die Entwicklung geht langsam voran und die Ziele werden härter! Für diese Saison wählte Tanja aus ihren zwei Hunden die Jüngere als Wettkampfpartnerin: die 1,5-jährige Greyster-Hündin Bambi, mit der Tanja Erfahrung bei großen Wettkämpfen sammeln will. Es ist erst Bambis zweiter offizieller Wettkampfstart, also ist alles möglich.
1. Wie lange bist du schon in dieser Sportart aktiv? Und wie lange trainierst du zielgerichtet?
Ich fand meinen Weg zum Schlittenhundesport im Jahr 2009 durch meinen ersten Hund. Anfangs war das Hobby hauptsächlich Gassi gehen mit dem Hund auf der Wiese hinterm Haus, während ich Ski lief. Nach und nach kamen Wettkämpfe ins Spiel, zunächst in Form von Skilanglauf und Canicross. 2012 bekam ich einen größeren und stärkeren Hund, woraufhin die Liebe zum Bikejöring entflammte. Das Training war zielgerichtet, aber noch nicht sehr effektiv, und bei den Wettkämpfen suchte ich vor allem Erfahrung. 2014 nahm ich einen eigenen Deutschen Vorstehhund auf, wodurch die Ziele wuchsen und das Training noch planmäßiger wurde.
2. Warum hast du dich gerade für Bikejöring als Sportart entschieden?
Bikejöring hat mich aus purer Liebe zur Geschwindigkeit mitgerissen. Zuerst begeisterte ich mich für Mountainbiken, wodurch ich endlich zwei geliebte Sportarten miteinander verbinden konnte. Canicross war nie wirklich mein Ding, und das ständige Verlieren gegen meine kleine Schwester zwang mich, meine eigenen Stärken woanders zu suchen.
3. Hast du schon Erfahrung mit internationalen Wettkämpfen?
Bei internationalen Wettkämpfen bin ich zum ersten Mal bei der EM in Deutschland 2012 gestartet, als ich noch Juniorin war. Die kommenden WM-Wettkämpfe sind für mich die zweiten internationalen Wettkämpfe in der Bikejöring-Damenklasse.
4. Wie sieht die Strecke bei der Bikejöring-WM in Schweden aus und wie lang ist sie?
Die Rennstrecke für Bikejöring in Nybro ist fünf Kilometer lang und hat einen Waldweguntergrund. Auf derselben Strecke fanden vor einem Jahr die EM-Wettkämpfe statt, an denen viele auch dieses Jahr teilnehmende Fahrer teilnahmen. Für uns ist es das erste Mal auf dieser Strecke. Nach Erzählungen und Streckenvideos sind steile Anstiege und schnelle Abfahrten zu erwarten. Hoffentlich können wir die Abfahrten nutzen, um die Unterschiede, die in den Anstiegen entstehen, auszugleichen! Der kleine Bambi ist in steilen Anstiegen nicht am stärksten.
5. Trainierst du das ganze Jahr über?
Wir trainieren je nach Wettkampfsaison. Die Kondition des Hundes wird Ende Sommer aufgebaut, mit Blick auf den Herbst, und die Topform wird für die Hauptwettkämpfe angestrebt. Nach den Herbstwettkämpfen werden die Trainings für längere Strecken in den Skiklassen (10-15 km) ausgedehnt. Im Frühling ist dann die Zeit für die Hunde, sich auszuruhen und sich auf Grundlagenausdauerläufe zu konzentrieren. Der Fahrer trainiert natürlich das ganze Jahr über. Den Hund bekommt man in ein paar Monaten fit, während die Topform des Fahrers nach mehreren Jahren irgendwo versteckt ist.
6. Welche Art von Training habt ihr jetzt im Herbst während der Wettkampfsaison gemacht? Wie sieht eure typische Trainingswoche aus?
In der Wettkampfsaison trainieren die Hunde viel. Zugtrainings sind nur ein Teil des Ganzen, und es werden maximal drei pro Woche gemacht. Diese drei Züge sind in Intervall-, Power- und Distanzzüge aufgeteilt, um das Interesse und die Entwicklung des Hundes zu erhalten. An aufeinanderfolgenden Tagen machen wir keine Züge, sondern dazwischen gibt es Freiläufe, Trabläufe und Ruhetage. Freiläufe gibt es normalerweise mindestens einmal pro Woche. Die Trabläufe mache ich abwechselnd mit den Hunden, und es kommen 1-2 pro Woche pro Hund zusammen. Ich laufe die Trabläufe meistens selbst mit, daher liegen die Strecken ungefähr bei zehn Kilometern. An Ruhetagen gehen wir in den Hundepark und schlafen auf dem Sofa. Natürlich trainiert der Fahrer an Ruhetagen meistens selbst, indem er Bikejöring- und Kickbike-Runden macht.
7. Trainierst du auch ohne Traildog?
Ohne Traildog mache ich die meisten Trainings im Sommer, wenn das Wetter einen zwingt, die Hunde zu Hause zu lassen. Ohne Traildog fahre ich Mountainbike, wobei die Hunde auch auf diese Touren mitkommen, wenn wir weit genug abseits sind. Manchmal verirre ich mich auch zu einer Kickbike-Runde. Meistens trainiere ich gerne zusammen mit dem Hund oder wenn er einfach nur mitläuft. Als Zusatztraining gehe ich gelegentlich bouldern und mache Laufintervalle oder Treppentraining.
8. Was siehst du als eure Stärke im Hinblick aufs Rennen?
Die Stärke unseres Teams ist Bambis unglaubliche Schnelligkeit und meine Fähigkeit, meinen Körper im Wettkampf an die Grenzen zu bringen. Bambi gibt wegen seiner Größe vielen größeren Hunden einen Vorsprung, ist aber unglaublich zäh und sehr schnell auf den Beinen!
9. Bambi ist noch ein junger Rennhund. Erwartest du, dass ihr auf eurer Rennreise deswegen auf Herausforderungen stoßt?
Von den WM in Nybro ist viel Neues und Spannendes zu erwarten, was Bambi noch nicht gesehen hat. Zum Beispiel haben wir viel Überholen trainiert, aber Bambi hat bei Wettkämpfen noch nie überholt. Große Wettkämpfe können für einen jungen Hund auch eine harte Herausforderung sein, wenn sogar Zuschauer entlang der Strecke sind. Es wird sicher spannend!
10. Was ist euer Ziel bei der WM?
Ein realistisches Ziel für diese Wettkämpfe ist eine saubere Leistung und mehr Erfahrung für den Hund. Bambi ist noch so jung, dass ich noch keinen großen Druck in Bezug auf Erfolg machen möchte. Wir geben unser Bestes und schauen, wie weit das reicht.
11. Fahren noch andere aus Finnland zu den WM-Wettkämpfen?
Aus Finnland fährt ein großes Team zu den Wettkämpfen! Die nahen Wettkämpfe haben die schärfste Spitze Finnlands angelockt! Allein in der Damen-Bikejöring-Klasse starten vier Finninnen!
12. Hast du bei der Rennreise helfende Hände oder ein Betreuungsteam dabei?
Zu dieser Rennreise fahren mein Freund Tuomas Notko und ich, und später kommt noch Noora Waltari dazu. Tuomas nimmt selbst an den Wettkämpfen in Nybro teil, und sein Rennhund ist Bambis Halbbruder Liekki. Noora wird sich um die Ergebnisberichterstattung und eventuell Livebilder kümmern, damit auch die Zuschauer zu Hause die Wettkampfatmosphäre genießen können! Ich selbst kümmere mich so gut wie möglich um Hund und Fahrrad, aber im finnischen Team gibt es immer helfende Hände für Start und Ziel.
DEMNÄCHST IM TRAILDOG-BLOG: WM-Wettkämpfe, Teil 2. Tanjas Rennbericht nach den Wettkämpfen. Updates erhältst du, wenn du unsere FB-Seiten verfolgst: Traildog.fi
Die Weltmeisterschaften in Nybro bequem vom Sofa aus verfolgen:
Offizielle Wettkampf-Homepage: World Championships Dryland Nybro 2019
FB-Seiten der finnischen Nationalmannschaft mit Wettkampf- und Ergebnisberichten auf Finnisch: Valjakkourheilumaajoukkue ja kannustajat
Offizielle FB-Seiten der Wettkämpfe: IFSS 2019 Dryland World Championship Svartbäcksmåla
Tanja Ignatius & B-team auf Instagram: Vedonvoimaa
Blog-Titelbild: Tanja und Bambi bei den Bikejöring-Meisterschaften 2019. Fotograf Kimmo Virkki.